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Erlebnisse und Begleitung auf Augenhöhe - Jugendliche Jugendleiter sind gefragt

Jugendliche Jugendleiter - Juleica Foto: © Peter Atkins-fotolia.com Jugendliche Jugendleiter - Juleica

Sie gestalten Freizeiten und Aktionen, teilen Ideen und finden die passenden Worte: Wenn die Eltern immer „uncooler“ werden , spielen auch Jugendleiter und Pädagogen eine Rolle für Heranwachsende. Jugendleiter sind oft selbst noch jugendlich – und damit besonders nah dran an der Altersgruppe. Mit der „Juleica“, der JugendleiterCard,  können sich bundesweit schon 16-Jährige als Teamer qualifizieren und legitimieren.

Da ist zum Beispiel Falk, der einem beibringt, wie Geocaching geht oder Julia, mit der man bespricht, welche Mucke abends in der Zeltdisco laufen sollte. So gefällt das Ferienlager. Gerade die jungen Jugendleiter wissen, welche Aktionen in dem jeweiligen Alter spannend oder besonders angesagt sind. Selbst zur Generation Smartphone gehörend, sind sie up to date, kennen sich mit Social Media-Kanälen aus und wissen auch manche Brücke zu schlagen, wenn Eltern oder andere Bezugspersonen ratlos sind.

Jugendarbeit funktioniert gemeinsam

Der Peer-to-Peer-Education, also der Erziehung durch Gleichaltrige, kommt hier eine wichtige Sozialisationsfunktion zu, bestätigt Björn Bertram, Geschäftsführer des Landesjugendring Niedersachsen e.V. (LJR). „Gleichaltrige können sich in ihre Lebenslagen anders hineindenken als beispielsweise die Eltern. Aus eigener Erfahrung geben sie wichtige Tipps und Orientierung. Durch das gemeinsame Erleben und Tun in der Jugendarbeit werden wichtige Softskills eingeübt – wie etwa Teamwork, Organisationsfähigkeiten, Verantwortungsbewusstsein und das Einstehen für Interessen.“Die Aufgabe der Hauptamtlichen in der Jugendarbeit wiederum bestehe vor allem darin „Ermöglicher“ zu sein und die ehrenamtlichen Jugendleiter bei der Vorbereitung und Durchführung von Aktionen zu unterstützen, bürokratische Hürden zu nehmen und die Jugendleiter zu qualifizieren. Ähnlich unverzichtbar sind Pädagogen in anderen Bereichen. Lehrerinnen und Lehrer etwa dienen nicht allein der Wissensvermittlung, sondern sind auch Vertrauenspersonen, Vorbilder und Wegweiser für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen.

Mit der Juleica – kurz für „Jugendleiter/In-Card“ – wurde ein besonderer Anreiz geschaffen, sich schon in jungen Jahren in der Jugendarbeit zu engagieren. Diesen bundesweit einheitlichen Ausweis bekommen Ehrenamtliche nach der Ausbildung zum Jugendleiter oder zur Jugendleiterin. Er dient damit auch zur Legitimation und als Nachweis von Qualifikationen und Qualität. Denn wer die Juleica vorweisen kann, hat eine Ausbildung nach festgeschriebenen Standards absolviert: mindestens 40 Stunden zu Themen wie Gruppenpädagogik, Aufsichtspflicht, Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen, Methoden und vielen anderen Bereichen. Auch die gesellschaftliche Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement soll die Juleica zum Ausdruck bringen.

Per Klick zur Juleica Alle allgemeinen Infos zur Juleica sowie die Kontakte zu den Landeszentralstellen – für die landesspezifischen Infos – gibt es auf www.juleica.de. Registrierte UserInnen finden auf der Homepage mit der Community außerdem: ein Forum, einen Newsletter, direkte Messages an andere JugendleiterInnen und vieles mehr.

Die Juleica beantragen

Der Ausweis legitimiert seinen Inhaber auch gegenüber öffentlichen Stellen, wie beispielsweise Informations- und Beratungsstellen, Jugendeinrichtungen, der Polizei und Konsulaten. Für Eltern wiederum bedeutet diese Qualifikation, dass sie ihr Kind getrost an den verschiedenen Angeboten der Jugendarbeit teilnehmen lassen können: Wenn die Betreuer die Juleica besitzen, ist der nötige Background vorhanden.

Ehrenamtliche MitarbeiterInnen, die für einen Träger der Jugendhilfe tätig sind, können die Juleica beantragen, wenn sie mindestens 16 Jahre alt sind und nachweislich an einer den Richtlinien entsprechenden Ausbildung teilgenommen haben. Sie erhalten den Ausweis per Online-Antrag über ihren Jugendverband, den Jugendring, andere freie Träger der Jugendhilfe oder das Jugendamt. Zu beachten sind dabei die jeweiligen weiteren Voraussetzungen sowie die Hinweise zum Antragsverfahren in den einzelnen Bundesländern. Weil die Juleica Ländersache ist, gibt es in jedem Bundesland eine Landeszentralstelle, die alle wichtigen Fragen rund um die Juleica beantwortet, wobei die landesspezifischen Regelungen beantwortet.

Ein Plus auch bei der Bewerbung

Von positiven Erfahrungen mit der Juleica berichtet auch Philipp Hannen vom Förderprogramm Generation³ beim Landesjugendring Niedersachsen: „Das wichtigste an der Arbeit als Gruppenleiter im Zeltlager oder in der wöchentlichen Gruppenstunde ist für mich, dass ich mir gemeinsam mit den anderen Gruppenleitern, meinen Freundinnen und Freunden, ziemlich frei überlegen kann, was wir machen wollen. Das macht uns vor allem Spaß und dabei lernt man unheimlich viel.“ Oft sei es gar nicht so einfach, sich etwas auszudenken, was allen zusammen Spaß macht. Doch die gemeinsame Teilnahme an der Juleica-Ausbildung hat die Gruppe zusammengeschweißt. „Auch die einzelnen Themen waren interessant. Sie helfen uns jetzt dabei, wenn wir unser Ferienlager planen oder bei der Gruppenstunde etwas besonderes machen wollen“, stellt der Jugendleiter fest. „Außerdem hat man neben den Rechten und Pflichten sehr viel über sich selbst gelernt – zum Beispiel, wo die eigenen Grenzen sind, was und wer einem wichtig ist.“ Auch in anderen Bereichen bringe ihm die Gruppenleitung etwas. „Bei der Bewerbung für das Studium der Sozialen Arbeit konnte ich die Juleica angeben. Ich glaube, dass hat meine Chancen erhöht.“

Wer beruflich „etwas Soziales“ machen möchte, kann hier schon früh Punkte für die Vita sammeln, bestätigt Wolfgang Thörner, Jugendreferent beim CVJM Brandenburg. „Die Juleica ist für Jugendliche, die später auch in diesem Bereich arbeiten möchten, besonders spannend, denn das ehrenamtliche Engagement macht sich gut im Lebenslauf.“ Als weitere Möglichkeit nennt er ein Schülerpraktikum in der Jugendarbeit zu machen. Letztere sei heute für viele Heranwachsende ein wesentlicher Teil der Freizeitgestaltung. Auch die vorbildlichsten Eltern könnten die Arbeit von Pädagogen nicht ersetzen. „Zumal heute oft beide Elternteile berufstätig sind.“ Ein Pensum, das in vielen Fällen kaum Zeit und Raum lässt für besondere Aktionen, während bei Pädagogen gerade der Beruf rundherum auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet ist und diese sich ihre Vorbilder eh immer öfter außerhalb der Familie suchen.

Letzte Änderung amDonnerstag, 13 August 2015 20:06
Christine Lendt

Christine Lendt arbeitet als Journalistin und Buchautorin in Hamburg. Wenn sie ihre Reiseführer und Erlebnisbücher verfasst, hat sie das im Blick, was Familien besonders viel Spaß macht. Auch zahlreiche Fachartikel entstammen ihrer Tastatur, unter anderem zum Themenfeld Schule, Ausbildung und Studium. Bild: Simone Friese

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