Probleme bei den Hausaufgaben: Nachhilfe oder Nachsehen?
- geschrieben von Christine Lendt
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Pubertät bedeutet erwachsen werden. Ist es da noch ratsam, jeden Nachmittag bei Sohnemann oder Tochter anzuklopfen: „Was habe Ihr heute auf?“ oder: „Hast du schon die Hausaufgaben gemacht?“ Was tun bei „Null Bock“ oder anderen Problemen? Wie können Nachhilfe und andere Lösungen aussehen?
Okay, das Kind wird selbstständiger. Andererseits bemerken viele Eltern, dass oftmals seltsam wenig Schreibtischarbeit anzufallen scheint. Es juckt in den Fingern, nachzuhaken und zu kontrollieren, doch schon in wenigen Jahren, im Studium oder Beruf, muss es doch auch funktionieren, sind doch auch alle Aufgaben selbstständig zu erledigen. Loslassen oder Einwirken, das Spiel mit den Bällen ist gerade bei den Hausaufgaben so eine Sache, besonders, wenn es bereits Probleme in der Schule gibt.
Problemen bei den Hausaufgaben
Auch wenn es manchen schwer fällt: Eltern von Kindern in der Pubertät sollten verstehen, dass dort nicht mehr die oder der Siebenjährige sitzt, das Grundschulkind, mit dem man gemeinsam Mathe-Aufgaben löste. „Die elterliche Unterstützung bei Problemen mit den Hausaufgaben nimmt natürlich mit dem Älterwerden ab“, sagt die Psychologin und Erziehungsexpertin Dr. Nora Gaupp. „Insofern erübrigt sich das Thema ab einem gewissen Alter.“ Dass sich Eltern mit 16-Jährigen hinsetzen, sei eher die Ausnahme. Wenn alles von alleine klappt, umso besser. Nur was tun, wenn Probleme in der Schule auftreten?
Hausaufgaben – Links zum Thema:
Unterstützung bei Schulproblemen bieten die Schulpsychologischen Beratungsstellen überall in Deutschland an. Hier geht’s zu der vor Ort:
Ist Nachhilfe eine Lösung?
„Bei gravierenden Problemen mit Schule oder Hausaufgaben ist natürlich das Gespräch mit den Kindern und den Lehrkräften erforderlich“, räumt Gaupp ein. „Nun gilt es gemeinsam zu überlegen, woran es liegt und welche Strategien helfen könnten. Eine Möglichkeit ist die Nachhilfe.“ Vorab aber sollten Eltern unbedingt klären, ob wirklich Leistungsschwierigkeiten die Ursache sind oder eher Motivationsprobleme. „Dies kann bis zu der Frage führen, ob die passende Schulform gewählt wurde.“ Neben der Frage, ob etwa das Gymnasium nicht doch überfordert, spielt auch eine Rolle, ob es sich um eine Halbtags- oder Ganztagsschule handelt. Letztere gewährleistet auch eine Hausaufgabenbetreuung – für manche Jugendliche ist dies hilfreich.
Wenn die erste Liebe wichtiger ist
Auf der anderen Seite sind eine rein schulische Unterstützung oder Nachhilfeunterricht nicht immer die Lösung. „Wenn die erste große Liebe gerade wichtiger ist als das Lernen, nützt auch Nachhilfe wenig“, bringt es Gaupp auf den Punkt. Stattdessen rät sie Eltern gemeinsam zu schauen: Wie bekommen wir es hin, dass neben allen spannenden Dingen, die das Erwachsenenleben birgt, die Schule auch noch einen Platz hat? „Und immer wieder den Ball zurückspielen nach dem Motto: Ich kann schon verstehen, dass die Schule gerade nicht oberste Priorität hat, aber Schule ist nun einmal wichtig, weil ...“
Christine Lendt
Christine Lendt arbeitet als Journalistin und Buchautorin in Hamburg. Wenn sie ihre Reiseführer und Erlebnisbücher verfasst, hat sie das im Blick, was Familien besonders viel Spaß macht. Auch zahlreiche Fachartikel entstammen ihrer Tastatur, unter anderem zum Themenfeld Schule, Ausbildung und Studium. Bild: Simone Friese
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