Schule/Ausbildung/Werdegang

Gestärkt für ein selbstbewusstes Leben

Jugendleiter/innen und andere Pädagogen tragen oft maßgeblich zur Entwicklung von Jugendlichen bei Syda Productions-fotolia.com Jugendleiter/innen und andere Pädagogen tragen oft maßgeblich zur Entwicklung von Jugendlichen bei

Jugendleiter/innen und andere Pädagogen tragen oft maßgeblich zur Entwicklung von Teenagern bei. Außerhalb der Familie können sie zu regelrechten Fixpunkten, Vertrauenspersonen, Vorbildern und Wegweisern für die Jugendlichen werden. Und auch die Rolle von Lehrerinnen und Lehrern bedeutet weit mehr als Wissensvermittlung.

Das Spektrum ist riesig: Jugendclubs und Sportvereine, kirchliche und kommunale Jugendarbeit, politische Jugendbildung, Jugendgruppenreisen und -freizeiten sowie kulturelle Angebote wie Theaterpädagogik gehören zu den Möglichkeiten. Hinzu kommen die Nachmittagsangebote der Schulen mit Sozialpädagogen oder internen Lehrkräften, die heute meist mehr umfassen als eine Beaufsichtigung der Hausaufgaben.

Zeit für gemeinsame Aktivitäten

Angebote wie diese sind für viele Jugendliche ein wesentlicher Teil der Freizeitgestaltung. Sie setzen dort an, wo die Möglichkeiten im Elternhaus aufhören. Denn selbst, wenn die Erziehungsberechtigten noch so vorbildlich handeln, sind doch die Zeit und Energie begrenzt. Heute sind oft beide Elternteile berufstätig und kommen spät nach Hause, viele sind auch alleinerziehend und oft dabei noch berufstätig. Bei den Pädagogen indes verhält es sich umgekehrt: Für die Betreuung der Kinder und Jugendlichen steht berufsbedingt der Großteil des Tages zur Verfügung, der Kopf ist frei für diese Aufgabe. So können engagierte Jugendleiter und Pädagogen Teenager in der Entwicklung ihrer Fantasie, Spontaneität, Kreativität und Flexibilität unterstützen. Und die Jugendlichen orientieren sich sowieso weg von den Eltern und suchen Vorbilder außerhalb der engen Familie.

Pädagogen als erwachsene Ansprechpartner

Zugleich bietet die pädagogische Arbeit Jugendlichen die Möglichkeit sich in einem eher lockeren Rahmen auch mit Erwachsenen auszutauschen. Hier können sie Dinge in einer Weise ansprechen, wie sie es zuhause vielleicht nicht können, auch mal von Sorgen berichten, die die eigenen Eltern womöglich gerade nicht verstehen. „Natürlich ist dies in vielen Fällen eine Gratwanderung, die mich mit der Frage konfrontiert, was ich zulasse oder wo ich einschreite, wo ich mit Elterngesprächen reagieren muss und wo ich ganz ‚Kumpel‘ sein kann“, sagt Ulrike Campe. Als sozialpädagogische Familienhelferin hat sie speziell mit Jugendlichen zu tun, deren häusliches Umfeld belastet ist. So unterstützt sie bei Problemen in der Erziehung, der Alltagsbewältigung oder bei schweren Konflikten und Krisen.

Lehrer: Mehr als Wissensvermittler

Auch die Schule ist ein Bereich, der eine Erziehungsarbeit leisten kann, wie sie im Elternhaus oftmals nicht oder während der Pubertät nicht mehr möglich ist. So setzen Lehrer oft auch dort klare Grenzen, wo Eltern es übersehen oder es in der Familie gar keine entsprechenden Situationen gibt, etwa aufgrund fehlender Geschwister. „Nicht jeder darf in einer Klasse einfach so handeln, wie er will! Kinder lernen in der Gruppe viel leichter, Grenzen und Regeln zu befolgen, als zu Hause“, nennt Cornelia von Schelling ein Beispiel. Die Journalistin und Sachbuchautorin* hat für das Magazin „Focus“ zehn Gründe zusammen getragen, warum Lehrer für Kinder so prägend sind. Einer davon lautet, dass Lehrer Intelligenz und Selbstvertrauen ihrer Schüler stärken können. „Weiß ein Kind, dass es von seinem Lehrer geschätzt und positiv bewertet wird, steigt sein Intelligenzquotient. Wird es dagegen lächerlich gemacht oder gemobbt, blockieren Angst oder Scham sein Denk- und Leistungsvermögen.“ Lehrer, die Zuversicht einflößen, können demnach das Lernen erleichtern.

Das soziale Verhalten fördern

Auch Toleranz und Streitkultur können Lehrer fördern, etwa wenn sich zwei Schüler in der Pause in die Haare kriegen. Natürlich müssen Lehrer dann einschreiten. „Kluge Pädagogen fühlen sich jedoch nicht zum Richter berufen, sondern sind bemüht, beide Seiten zu sehen und zu verstehen“, bringt Cornelia von Schelling es auf den Punkt. „Das hilft, die Kontrahenten miteinander ins Gespräch zu bringen und den Streit schneller beizulegen.“ Die Schüler lernen dadurch, wie wichtig Kommunikation ist, und können bald ihre eigene Streitschlichter-Gruppe gründen.

Lehrer und Jugendleiter prägen das Selbstvertrauen

Auch aus anderen Gründen können die Pädagogen und Leiter wegweisend für das Leben ihrer Schützlinge sein. So entdecken und fördern sie Talente. „Sie entwickeln ein Gefühl dafür, was Kinder können und was sie sich erst mühsam aneignen müssen. Sie bringen ihnen auch bei, mit Misserfolgen umzugehen.“ Wie die Autorin betont,  schützt dies das Selbstwertgefühl der Schüler und bewahrt sie vor Fehleinschätzung der eigenen Leistung. „Gleichzeitig bauen gute Pädagogen das Selbstvertrauen der Kinder auf und lehren sie, sich Ziele zu setzen.“

Davon können auch leistungsschwache, übersensible oder wenig beliebte Jugendliche profitieren – Schüler also, die sich oft als Außenseiter fühlen und darunter leiden. Ein Lehrer, der einen Blick für ihre sozialen Fähigkeiten, persönlichen Stärken und Schwächen hat, vermag auch deren Selbstvertrauen zu stärken. Und dies wiederum wirkt sich förderlich auf die gesamte Gruppe aus. „Sein Urteil beeinflusst nicht nur das Selbstwertgefühl der Betroffenen, sondern das der gesamten Klasse“, ist sich Cornelia von Schelling sicher.

Begleitung in der Pubertät

In der Pubertät sind diese pädagogischen Bezugspersonen neutrale Partner für Jugendliche. „Ältere Schüler können mit ihren Lehrern Konflikte austragen, die die Eltern ihnen übel nehmen würden“, nennt die Autorin ein Beispiel. „Während diese in der wichtigen Phase der Ablösung oft gekränkt reagieren, hat ein Pädagoge die notwendige Distanz und mehr Souveränität.“ Die Heranwachsenden könnten sich an ihm messen und ein neues Selbstbild entwickeln.

*Cornelia Nitsch/Cornelia von Schelling: Schule ohne Bauchweh, Mosaik Verlag 2001

Letzte Änderung amFreitag, 08 Januar 2016 12:49
Christine Lendt

Christine Lendt arbeitet als Journalistin und Buchautorin in Hamburg. Wenn sie ihre Reiseführer und Erlebnisbücher verfasst, hat sie das im Blick, was Familien besonders viel Spaß macht. Auch zahlreiche Fachartikel entstammen ihrer Tastatur, unter anderem zum Themenfeld Schule, Ausbildung und Studium. Bild: Simone Friese

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