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Orientierungslosigkeit in der Pubertät: Nur eine Phase der Jugendlichen?

Orientierungslosigkeit in der Pubertät: Nur eine Phase der Jugendlichen? © drubig-photo - Fotolia.com Orientierungslosigkeit in der Pubertät: Nur eine Phase der Jugendlichen?

Gestern war das Fußballtraining unersetzlich, heute ist es „uncool“. Ein anderes Hobby ausprobieren? – Gelangweiltes Achselzucken. Ganz ähnlich die Reaktion bei der Frage nach den beruflichen Plänen. Orientierungslosigkeit kommt in der Pubertät häufig vor. Die Unterstützung seitens der Eltern ist nun besonders wichtig.

Manche Eltern könnte es schier in die Verzweiflung treiben, wenn der heranwachsende Nachwuchs so gar „keinen Plan“ hat. Schnell kommt auch die Frage auf: Was haben wir nur falsch gemacht? – Oder die Sorge, das Kind könnte in einer Depression stecken, da es sich für nichts mehr wirklich zu interessieren scheint und wenn doch, nur für kurze Zeit.

Unterstützung der Eltern in einer schwierigen Phase

Pubertät bedeutet für die Jugendlichen eine Phase starker körperlicher und emotionaler Veränderungen. Mit großen Schritten geht es auf das Erwachsenenleben zu, im Hinterkopf der Druck, bald wissen zu müssen, was man will. Breit machen sich auch Ängste vor dem großen Unbekannten. Dies alles wird begleitet von Hormonschüben, die auf Achterbahnfahrten schicken, bei denen kein Oktoberfest mithalten kann. Wie extrem es sein kann, zeigen Erfahrungsberichte von Jugendlichen in diversen Internetforen.

So antwortete ein 17-Jähriger auf die Frage „Was denkt ihr ist das Schlimmste an der Pubertät?“* Rückblickend seien es auf jeden Fall die Stimmungsschwankungen gewesen, wörtlich wie bei Goethe „Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt“. Auch von einer damit einhergehenden Orientierungslosigkeit in der Pubertät berichtet der Jugendliche: „Ich hatte über ziemlich lange Zeit so was wie eine generelle Sinnkrise: Das reichte von Grundsatzfragen wie ‚Woher kommen wir?, Wozu leben wir eigentlich?‘ bis zu ganz persönlichen Problemen mit Klassenkameraden, Eltern und Schule Den Zweifeln wie: ‚Es mag mich ja eh' keiner‘, ‚Warum gehe ich überhaupt zur Schule?‘ und so weiter. Man fühlt sich irgendwie entwurzelt, orientierungslos und zweifelt an allem und jedem.“

Buchtipps: Unterstützung oder Einmischen: Diese Lektüre hilft Hintergründe zu verstehen

Jesper Juul: Pubertät – wenn Erziehen nicht mehr geht
www.randomhouse.de/Buch/Pubertaet-wenn-Erziehen-nicht-...

Jan-Uwe Rogge: Pubertät - Loslassen und Haltgeben
www.rowohlt.de/buch/Jan_Uwe_Rogge_Pubertaet_...

Was tun bei Orientierungslosigkeit in der Pubertät?

Es wäre wohl kaum förderlich, in solch einer Phase auf Entscheidungen zu drängen, der Orientierungslosigkeit mit Druck ein Ende setzen zu wollen. Eltern, sind sich Experten einig, sollten vielmehr Verständnis dafür aufbringen, dass Jugendliche in der Pubertät oftmals gar nicht wissen können, was sie wollen – und sich vergegenwärtigen, dass auch dies nur eine Phase der Jugendlichen ist, die in der Regel vorübergeht. 

Hinzu kommt: Noch nie war die Wahlfreiheit so groß wie heute. Selbst gestandene Erwachsene sind schon in Sinnkrisen geraten angesichts der vielfältigen beruflichen Möglichkeiten. Heute gehört es schon fast standardmäßig zur Vita, Positionen auch mal in Frage zu stellen, sich neu zu orientieren, andere Wege zu gehen. Auch wenn es auf den ersten Blick nichts auszulösen scheint, sollten Eltern ihren Nachwuchs durch Phasen der Orientierungslosigkeit in der Pubertät begleiten, in dem sie Mut machen und Anregungen geben. Zeigen doch Untersuchungen des Deutschen Jugendinstitut e.V. (DJI), dass die Eltern als wichtige  Unterstützung zum Thema Schule und berufliche Orientierung an erster Stelle stehen. Und gewiss gilt dies auch für andere Lebensfragen.

Letzte Änderung amDienstag, 19 August 2014 19:33
Christine Lendt

Christine Lendt arbeitet als Journalistin und Buchautorin in Hamburg. Wenn sie ihre Reiseführer und Erlebnisbücher verfasst, hat sie das im Blick, was Familien besonders viel Spaß macht. Auch zahlreiche Fachartikel entstammen ihrer Tastatur, unter anderem zum Themenfeld Schule, Ausbildung und Studium. Bild: Simone Friese

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