Mutproben in der Pubertät: Jugendliche suchen das Risiko
- geschrieben von Christine Lendt
- Gelesen 5583 mal
- Schriftgröße Schriftgröße verkleinern Schrift vergrößern
S-Bahn-Surfen, Ladendiebstahl, Betrunken über die Autobahn laufen ... Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Alles Unternehmungen, die Eltern die Haare zu Berge stehen lassen. Mit dem einen oder anderen Erlebnis werden viele von ihnen konfrontiert: Mutproben gehören zur Pubertät wie Pickel und „Pah!“
Warum suchen Jugendliche so gern das Risiko? Experten vermuten: Die „Umstrukturierungen“ im Gehirn, die während der Pubertät erfolgen, schränken auch den Blick auf mögliche Konsequenzen ein. „Denn sie wissen nicht, was sie tun“, brachte es der legendäre Spielfilm mit James Dean schon in den 1950er Jahren auf den Punkt. Hier bestand die Mutprobe unter den Jugendlichen darin, beim „Hasenfußrennen” in gestohlenen Autos auf die Abbruchkante einer Klippe zuzurasen. Wer zuerst aus dem Wagen sprang, hatte verloren. Die tragische Entwicklung ist Filmgeschichte. Deutlich wird dabei auch, welche Beweggründe es noch für Mutproben in der Pubertät gibt: Der von Dean gespielte Jim Stark (ein Nachname mit Symbolkraft) wollte seiner Clique und besonders einem Mädchen imponieren – aber auch familiärem Streit und Konflikten entfliehen.
Die Gründe: Wenn Jugendliche das Risiko suchen
„Die Jugendzeit ist auch eine Phase des Ausprobierens, in der Jugendliche Risikobereit sind und viele Fehler machen“, erklärte Herbert Scheithauer, Professor für Entwicklungspsychologie und Klinische Psychologie an der Freien Universität Berlin. Im Interview für das Magazin DJI Impulse rät er zur Besonnenheit. „Da müssen Eltern sehr verständnisvoll sein und ihrem Kind signalisieren, dass es bei ihnen einen sicheren Halt hat.“ Konflikte zwischen Eltern und Jugendlichen entstünden oft nicht deshalb, weil die Jugendlichen sich verändern und neue Ansprüche haben, sondern weil die Eltern nicht gut mit der Veränderung der Jugendlichen umgehen können.
Filmtipp: Die berühmteste Mutprobe Jugendlicher
In die Jahre gekommen, aber ein Film, der Verständnis schafft: Die legendäre Mutprobe in der Pubertät mit James Dean
www.amazon.de/denn-sie-wissen-nicht-was/dp/B00004THG3
Fallschirmspringen statt Mutprobe
Der Boom von Extremsportarten beweist es: Auch viele Erwachsene kennen das Bedürfnis, Grenzen zu überschreiten und außergewöhnliche Erfahrungen zu machen. Damit Jugendliche die Balance finden, benötigen sie Unterstützung. Eltern könnten etwa dabei helfen, dass Bedürfnis nach Anerkennung anderweitig zu erfüllen – zum Beispiel durch eine coole Sportart, die nicht zwangsläufig bedeutet, sich in Lebensgefahr zu begeben. Skifahren, Wildwasser-Kanutouren, mit dem Mountainbike durchs Gelände, Klettern – alles Aktionen, die vielleicht auch sogar noch mit einem Elternteil gemacht werden. Viel davon wird auch durch örtliche Sportvereine angeboten. Ein Rest Risiko, so ist es nun mal das Leben, bleibt immer.
Christine Lendt
Christine Lendt arbeitet als Journalistin und Buchautorin in Hamburg. Wenn sie ihre Reiseführer und Erlebnisbücher verfasst, hat sie das im Blick, was Familien besonders viel Spaß macht. Auch zahlreiche Fachartikel entstammen ihrer Tastatur, unter anderem zum Themenfeld Schule, Ausbildung und Studium. Bild: Simone Friese
Ähnliche Artikel
- Soft Skills in Zeiten der Coronakrise – Warum Empathie von Pädagogen gerade heute so wichtig ist
- Naturwissenschaft und Ethik, Physik und Religion – ein notwendiges Zweigespann
- Herausforderungen als Pädagoge in heutiger Zeit: Vergiss die Freude nicht
- Lehrerprofil: Nicht nur Lernmanager und Organisator – Lehrer als Psychologen, Seelsorger und Lebensbegleiter
- Initiation – der Schlüssel zur Pädagogik